GEDANKENAUSTAUSCH
WAS MACHT EIN TOLLES TEAM
FÜR SIE AUS FRAU LANDRÄTIN
ASTRID KLINKERT-KITTEL?
Northeimer Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, Foto: Landkreis Northeim
Landrätinnen sind selten und dennoch gibt es sie. Sie war im Personalwesen und als Arbeitsvermittlerin tätig. Warum reicht eine Quotenregelung für Frauen in Führungspositionen nicht aus? Was sind die Entwicklungspotenziale des Landkreises Northeim? Und warum sie Nachwuchskräfte stets willkommen heißt. Die Jobgalerie Weserbergland sprach mit Landrätin Astrid Klinkert-Kittel des Landkreises Northeim.
Jobgalerie Weserbergland: Frau Landrätin Klinkert-Kittel, danke, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben. In einem Interview sagten Sie, dass Sie ein tolles Team und ein gutes Miteinander mit der Politik hätten. Was macht ein tolles Team für Sie aus?
Landrätin Klinkert-Kittel: Ein tolles Team zeichnet sich für mich durch mehrere wichtige Faktoren aus. Zunächst ist eine klare Kommunikation von großer Bedeutung. Jedes Teammitglied sollte offen und ehrlich miteinander kommunizieren können, um gemeinsame Ziele effektiv zu erreichen. Darüber hinaus ist gegenseitiges Vertrauen essentiell. Ein starkes Team baut auf Vertrauen auf, sowohl auf die Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder als auch auf die gemeinsame Vision und die getroffenen Entscheidungen. Zudem ist eine positive Arbeitsatmosphäre entscheidend. Ein respektvoller Umgang miteinander, Wertschätzung für die Arbeit jedes Einzelnen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sind unerlässlich für den Erfolg eines Teams. Schließlich ist auch eine gewisse Vielfalt an Fähigkeiten, Erfahrungen und Perspektiven von Vorteil, da dies die Kreativität und Innovationskraft des Teams fördert. Insgesamt ist ein tolles Team für mich eines, das sich durch Kommunikation, Vertrauen, Zusammenhalt und Vielfalt auszeichnet und gemeinsam erfolgreich sein kann.
Jobgalerie Weserbergland: In der Politik und Wirtschaft sind Frauen in den Chefetagen unterrepräsentiert. Brauchen wir eine allgemeine Quotenregelung für Frauen und wie kann gesellschaftliche Veränderung, Engagement und Bewusstsein funktionieren, um mehr Frauen in den Führungsgremien, in Politik und in den Unternehmen zu gewinnen?
Landrätin Klinkert-Kittel: Eine allgemeine Quotenregelung für Frauen in Führungspositionen ist ein diskutierbarer Ansatz, der jedoch allein nicht ausreicht, um langfristige Veränderungen zu bewirken. Vielmehr bedarf es eines umfassenden gesellschaftlichen Wandels, der auf verschiedenen Ebenen ansetzt. Zunächst sollten Unternehmen und politische Institutionen Frauen gezielt fördern, um Chancengleichheit zu gewährleisten. Das kann durch gezielte Programme zur Talentförderung, Mentoring-Initiativen und flexible Arbeitsmodelle geschehen. Darüber hinaus ist es wichtig, das Bewusstsein für die Bedeutung von Vielfalt und Gleichberechtigung zu stärken, sowohl in der Gesellschaft als auch in den Unternehmen selbst. Das bedeutet auch, bestehende Vorurteile und Stereotypen zu überwinden und eine Kultur der Anerkennung und Wertschätzung zu schaffen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder anderen Faktoren. Gesellschaftliches Engagement kann ebenfalls dazu beitragen, langfristige Veränderungen herbeizuführen, indem Strukturen und Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Frauen den Zugang zu Führungspositionen erleichtern. Insgesamt erfordert es einen ganzheitlichen Ansatz, der auf verschiedenen Ebenen ansetzt und langfristig dazu beiträgt, eine gerechtere und vielfältigere Gesellschaft zu schaffen.
Jobgalerie Weserbergland: Sie waren unter anderem im Bereich Personalwesen und als Arbeitsvermittlerin tätig. Was waren in dieser Zeit für Sie ganz persönlich die größten Herausforderungen und wie sehen Sie heute den Fachkräftebedarf für öffentliche Institutionen und Unternehmen im Landkreis Northeim?
Landrätin Klinkert-Kittel: In meiner Zeit im Personalwesen und als Arbeitsvermittlerin standen für mich persönlich die Balance zwischen den Bedürfnissen der Arbeitnehmer und den Anforderungen der Arbeitgeber sowie die Bewältigung von Strukturveränderungen im Vordergrund. Heute sehe ich im Landkreis Northeim einen wachsenden Fachkräftebedarf für öffentliche Institutionen und Unternehmen, insbesondere in Bereichen wie Gesundheitswesen, Digitalisierung und Handwerk. Es ist entscheidend, gezielte Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung und -bindung zu ergreifen, wie z.B. Aus- und Weiterbildungsprogramme, Attraktivitätssteigerung der Region sowie die Förderung von Innovation und Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Bildungseinrichtungen. Nur so können wir die Zukunftsfähigkeit unserer Region sicherstellen.
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Jobgalerie Weserbergland: In einer Studie des Berliner Institut für Bevölkerung und Entwicklung im Jahre 2023 kommt zum Ergebnis, dass immer mehr Menschen und vor allem junge Familien aufs Land ziehen wollen. Damit steht der Landkreis Northeim im Wettbewerb, um die besten Köpfe in den Großstädten für sich aufs Land zu gewinnen. Welche Entwicklungspotenziale würde dieses Studienergebnis für den Landkreis Northeim bedeuten?
Landrätin Klinkert-Kittel: Das verstärkte Interesse junger Familien und Menschen, aufs Land zu ziehen, bietet dem Landkreis Northeim bedeutende Entwicklungspotenziale. Durch eine gezielte Förderung von Infrastrukturmaßnahmen, wie z.B. den Ausbau von Bildungseinrichtungen, Gesundheitsversorgung und Nahverkehr, sowie die Schaffung attraktiver Wohn- und Lebensbedingungen können wir die Attraktivität unserer Region steigern. Zudem eröffnen sich Chancen für die Ansiedlung neuer Unternehmen, insbesondere im Bereich der Life-Digitalisierung und des nachhaltigen Wirtschaftens. Mit unserer Digitalisierungsstrategie „Die Zukunft ist l@ndlich“ wollen wir die ländliche Struktur des Landkreises mit den Möglichkeiten der Digitalisierung verknüpfen. Die Nähe zur Natur und das Gemeinschaftsleben auf dem Land bieten einen idealen Nährboden für Innovation und Lebensqualität. Es gilt, diese Potenziale zu nutzen, um den Landkreis Northeim als lebenswerte und zukunftsfähige Region zu positionieren. Gleichzeitig könnte dieses verstärkte Interesse den langjährigen Prognosen einer negativen Bevölkerungsentwicklung im ländlich geprägten Südniedersachsen, speziell im Landkreis Northeim, entgegenwirken. Insbesondere mit einem Zuwachs des Anteils junger Erwachsener könnte eine Art Signalwirkung für die ländliche Region Landkreis Northeim einhergehen, was sich dann ebenfalls positiv auf den allgegenwärtigen Fachkräftemangel auswirken kann.
Jobgalerie Weserbergland: Sie begrüßen regelmäßig Ihre neuen Nachwuchskräfte, die ihre unterschiedlichen Ausbildungen im Landkreis Northeim beginnen. Wie begeistern Sie junge Menschen für den öffentlichen Dienst und für eine Ausbildung für die Beamtenlaufbahn des gehobenen Dienstes?
Landrätin Klinkert-Kittel: Ich heiße unsere neuen Nachwuchskräfte stets herzlich willkommen und betone dabei die vielfältigen Möglichkeiten und spannenden Herausforderungen, die der öffentliche Dienst bietet. Besonders für die Ausbildung im gehobenen Dienst betone ich die Attraktivität einer sicheren und verantwortungsvollen Karriere sowie die Chance, einen bedeutenden Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Durch gezielte Informationsveranstaltungen, Messeauftritte, Praktika und persönliche Gespräche zeigen wir jungen Menschen die vielseitigen Aufgabenbereiche und Entwicklungschancen im öffentlichen Dienst auf. Wir bieten nicht nur vielseitige Ausbildungs- und duale Studienplätze an, sondern setzen auch auf moderne Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine wertschätzende Unternehmenskultur, um sie für eine Karriere im öffentlichen Dienst bzw. beim Landkreis Northeim zu begeistern.
Jobgalerie Weserbergland: Frau Landrätin Klinkert-Kittel, wir bedanken uns für das freundliche Gespräch.
Das Interview führte Joel Cruz
„INSGESAMT IST EIN TOLLES TEAM FÜR MICH EINES, DAS SICH DURCH KOMMUNIKATION, VERTRAUEN, ZUSAMMENHALT UND VIELFALT AUSZEICHNET UND GEMEINSAM ERFOLGREICH SEIN KANN“